BAYWATCH

Daniela Finkes Fotoserie Baywatch bezieht sich im Titel auf die berühmte US-amerikanische TV-Serie der 1990er Jahre. Allerdings stammen ihre Aufnahmen nicht aus Malibu oder Hawaii, sondern von den Europameisterschaften der Rettungsschwimmer*innen in Warnemünde an der Ostsee. Die Bildtitel, die mitunter direkt auf Figuren oder Bezeichnungen aus der TV-Serie anspielen, dienen wie so oft in Finkes Arbeiten einem bestimmten Zeitgefühl oder einer Zeitstimmung.

Das dem Körperkult der neunziger Jahre verpflichtete Setting von Baywatch erfährt in der Fotoserie eine bedeutsame Transformation. Statt dramatisch aufgeladene Episodenhandlungen mit markanten Charakteren zeigen Finkes stark bearbeitete Aufnahmen standardisierte Körper mit Nummernleibchen in einer klar normierten Leistungskonkurrenz.

Durch den Unschärfeeffekt, durch den die Aufnahmen in ihrer digitalen Bearbeitung Figuren und Szenen hinter einen flächigen Wahrnehmungsschleier stellen, werden die individuellen Details getilgt, Symmetrien und Gruppenzugehörigkeiten betont, während die leuchtenden Farben und Lichtreflexe die Bilder bestimmen. Aus ihnen entwickelt sich ein eigenes, offenes Zeichensystem, eine zweite, nicht mehr klar bestimmbare Bedeutungsebene. Sie überschreibt die kulturelle Determination des Körpers als sexuelles Objekt oder Leistungsträger durch die farbliche Markierung – zugleich greift dieses Zeichensystem die originären Farben der Baywatch-Serie auf und enthebt damit die Fotografie des Anspruches, Realität wie ein Hier und Jetzt und als einheitliches Wahrnehmungskontinuum zu repräsentieren.

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